Das Buch von Detlef Lohmann „…und mittags geh ich heim – Die völlig andere Art, ein Unternehmen zum Erfolg zu führen“ hat mich und das Arbeiten in meinem Unternehmen nachhaltig geprägt. Herr Lohmann beschreibt in diesem Buch sehr anschaulich, dass mittelständische, produzierende Unternehmen sehr wohl agil arbeiten können. Er hat jedoch auch aufgezeigt, dass Agilität in seinem Unternehmen im Widerspruch zum Qualitätsmanagement nach der DIN EN ISO 9001:2008 steht. Während dies für die alte Norm (ISO 9001:2008) definitiv der Fall war, lässt die ISO 9001:2015 endlich genau diesen  Spielraum zu. Daher glaube ich durchaus, dass agiles Qualitätsmanagement nach der ISO 9001 (jetzt) möglich ist.

Die neue ISO-Norm kommt mir persönlich sehr entgegen. Ich habe schon immer sehr allergisch auf die Fülle an Dokumentation. Am schlimmsten waren die unsinnigen, nicht umsetzbaren Forderungen von externen Auditoren. 2006 habe ich als angestellte Qualitätsmanagementbeauftragte mein erstes Handbuch erstellt. Und ich selbst hatte damals schon keine Lust, dieses zu lesen. Noch weniger Lust hatte ich in den Folgejahren diese praxisfernen Beschreibungen zu aktualisieren. Mein Steckenpferd waren Termine und Workshops mit den Kollegen. Ich wollte Arbeitsabläufe verbessern und unnötige Arbeitsschritte von Bord werfen. Aber sicherlich nicht seitenweise Romane schreiben. Doch leider musste man so viel Zeit im den Dokumentationen verbringen, dass diese eigentliche Aufgabe zeitlich komplett unterging.

Die ISO 9001:2015 beschränkt sich in meinen Augen jetzt endlich auf das Wesentliche. Ich bin durchaus der Meinung, dass man gerade für neue Mitarbeiter ein schritliches Rahmenwerk vorhalten sollte. Aber dies kann übersichtlich, leserfreundlich und visuell einfach sein. Daneben sollte man sich auf das Wichtige konzentrieren: Den Kunden, die Mitarbeiter und das Unternehmenswachstums.

Für mich besteht die ISO jetzt aus fünf Kernbereichen: Zunächst sollte man definieren, in welche Richtung das Unternehmen steuern soll. Im zweiten Schritt müssen wir einen Rahmen vorgeben, in welchem sich Mitarbeiter frei entfalten können. Und dann kommt endlich der wichtigste Punkt: Wer macht was und wie? Und hier macht es sicherlich auch Sinn, ein System zu schaffen, welches den beruflichen Tag vereinfachen. Angebote oder Verträge müssen sicherlich nicht jedes Mal neu erfunden werden. Sie sollten allerdings von den Mitarbeitern selbst definiert und geändert werden. Dass ich mir im 4. Schritt  die Ergebnisse zeitnah ansehen sollte, um im nächsten Schritt auch gegensteuern zu können, versteht sich von selbst.

Alles Dinge, die Mitarbeiter in einem erfolgreichen Unternehmen sowieso schon umsetzten und die nur niedergeschrieben werden müssen. Die Form, wie ich dies dokumentiere, bleibt jetzt aber mir überlassen. Viele Dinge kann ich auch mündlich im externen Audit äußern.

Daher heißt es jetzt: Weniger dokumentieren und stattdessen agile Führung lernen.

Wie man agiles Qualitätsmanagement nach der ISO 9001:2015 durchaus leben kann, will ichIhnen in den nächsten Blog-Beiträgen, die nach der ISO 9001 Kapiteln thematisch aufeinander aufgebaut sind, zeigen. Und ich hoffe, dass ich auch Sie davon überzeugen kann in der Zukunft die guten Ansätze der ISO zeitgemäß anzuwenden.

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Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Umsetzen!

Ihre Anne von Brockhausen